Losung des Tages

31. März 2025

Alle deine Geschöpfe sollen dich preisen, HERR, alle, die zu dir gehören, sollen dir danken!
Psalm 145,10

Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
Kolosser 3,16
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Gedanken zum Monatsspruch

Pastor Herrmann
Pastor Herrmann

Monatsspruch für März: 3. Mose 19,33
Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land ist, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.

Liebe Leser!

Mit Hinweis auf die lange Zeit der Fremdlingsschaft in Ägypten, 400 Jahre waren sie dort, wird den Israeliten das gesagt.

Als Fremder, als Fremde zu leben, ist ein Dauerthema in der Bibel. Abraham und seine Familie sind nach Ägypten gegangen. Der Auslöser war eine Hungernot im Land. (1. Mose 12) Lot und seine Frau fliehen, nachdem Sodom zerstört ist. (1. Mose 19) Isaak und Rebekka wandern nach Gerar aus, das im Land der Philister liegt. (1. Mose 26) Jakob und seine Söhne ziehen nach Ägypten und leben dort, wie bereits gesagt, lange Zeit.

Zunächst werden sie dort gut aufgenommen, schließlich ist sein Sohn Josef dort Vizekanzler, später kippt die Stimmung. Sie erleben Unterdrückung und Knechtschaft. Mose, der einen ägyptischen Aufseher erschlagen hat, muss nach Midian abtauchen, gründet eine Familie, lebt dort 40Jahre. Rut, eine Moabiterin, die im Stammbaum Jesus steht, kommt durch Naomi nach Israel, findet als Ausländerin eine neue Heimat. Selbst Jesus ist für einige Zeit ein Flüchtlingskind, lebt mit Maria und Josef in Ägypten, weil Herodes ihn töten will. (Mt 2,13ff.) Später sagt er und identifiziert sich mit den Fremden: Ich war ein Fremder und ihr habt mich aufgenommen. (Mt 25,35)

Flucht, Asyl suchen, im Ausland leben, sich fremd fühlen, es gibt so viele Geschichten dazu in der Bibel. Dazu gehören auch die Zeiten der Deportationen nach Babylon, die lange Zeit in der Diaspora, in der Zerstreuung. Fast 2000 Jahre hatten sie keinen eigenen Staat. Es gibt verschiedene Gründe aus der Heimat wegzugehen, sie zu verlassen: Angst vor Krieg, Hungernot, Willkür eines Herrschers, Naturkatastrophen, aber auch die Zwangsumsiedlungen, die Vertreibungen. Gerade die Juden wissen nur zu gut, wie es sich anfühlt, als Fremde zu leben. Sie haben dieses Thema über Generationen hinweg immer weitergereicht.

Das Gebot Gottes dazu ist klar: Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn auch ihr seid Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der Herr, euer Gott. (3.Mose 19,33-34)

Bei uns im Grundgesetz, im ersten Absatz des Artikels 16a ist das klar geregelt: Politisch Verfolgte genießen Asylrecht. Aber die Umsetzung ist nicht so einfach. Was ist, wenn die Integration nicht so gut läuft, weil sie ja auch ihre Kultur mitbringen, ihre Eigenheiten, ihre Religionen. Sie bringen auch ihre Traumata mit und ihre Vorstellungen mit, wie sie hier leben wollen. Was ist mit denen, die mit Messern Wehrlose verletzen, töten, die mit Autos Amokfahrten in Menschengruppen hinein planen und durchführen? Sie als Fremde zu lieben, wie es Gott sagt, fällt schwer.

Manchmal höre ich die Fluchtgeschichten von der Generation meiner Eltern. Da gibt es viele bedrückende Erfahrungen, aber auch viele Bewahrungen. Wie können Fremde zu Freunden werden? Doch nur, wenn ich sie kennenlerne, mich mit ihnen unterhalte, Zeit mit ihnen verbringe. In meiner Hamburger Zeit haben wir als Gemeinde, Kinder aus türkischen Familien zu uns ins Gemeindehaus eingeladen. Es war eine offene Kinderarbeit mit Puppenbühne und anschließendem Essen. Da sind gute Kontakte entstanden.

Natürlich geht es auch um die Akzeptanz unserer Grundwerte. Da ist das Problem auch auf unserer Seite. Wenn wir nicht mehr wissen, was uns wichtig ist, können wir nicht erwarten, dass es Menschen aus einem ganz anderen Kulturkreis respektieren.

Es bleibt der Anspruch: Ihr sollt sie nicht bedrücken, sollt ihnen Liebe entgegenbringen und Jesus sagt uns: Was immer ihr für einen meiner Brüder getan habt – und wäre er noch so gering geachtet gewesen – das habt ihr für mich getan. (Mt 25,40) Dazu zählen auch die Fremden.

Ihr Pastor Jochen Herrmann