Glücklich, wer Gottes Weisungen in sein Herz nimmt.
Der ist wie ein Baum, der an einem Wasserlauf steht.
Der Kraft hat, Frucht zu tragen, wenn es Zeit ist,
und dessen Blätter nicht verwelken.
Glück und Gelingen liegen über seiner Arbeit.
(Auszug aus dem Psalm 1 nach Jörg Zink)
Seit zwanzig Jahren begleitet das Bild vom Baum an dem Wasserlauf die Gemeinde: Einmal als Kunstwerk über dem Taufbecken im Gottesdienstraum. Darüber hinaus begleitet es als Gleichnis die Gemeinde in ihrer Besinnung zum Gemeindeleitbild. Es ist die bildhafte Darstellung des dritten Verses aus Psalm 1. Der Künstler Reiner Seibold hat einen Baum am Wasser dargestellt. Er schreibt dazu: "Als ich von der Gemeinde Hameln den Auftrag erhielt, eine Wandöffnung in der Nähe des Taufbeckens zu gestalten, schien mir für die bildhafte Darstellung an dieser Stelle kein anderes Bibelwort besser geeignet zu sein als der Vers 3 in Psalm 1. Vom Baum und vom Wasser ist auf den ersten Seiten der Bibel die Rede und auf den letzten. Der Baum steht als Symbol für den einzelnen Menschen, für die Gemeinde und das Volk Gottes. Der grünende Baum ist das Urbild für lebendiges Wachstum, das Wasser aber macht Leben und Wachstum erst möglich. Das Wasser ist das Element, nach dem alles Lebendige lechzt. Wo es fehlt, kehrt der Tod ein; wo es vorhanden ist, ist Blüte, Frucht und Freude. Wasser ist nicht allein ein lebenspendendes Element, sondern auch ein reinigendes. Dies kommt gerade bei der Taufe zum Ausdruck." Dieses Bild über dem Taufbecken erinnert uns an unsre Taufe. In ihr haben wir uns Gott mit unserem Leben anvertraut. Er hat seine Versöhnung mit uns bekräftigt und uns seine Begleitung im Leben zugesagt. Durch die Taufe wurden wir in die Gemeinde eingegliedert.
Die Gemeinde in Hameln hat in all den Jahren ihres Bestehens Gottes treue Versorgung und gütige Zuwendung in all den notvollen und auch sonnigen Zeiten erfahren und erlebt, wie Menschen dazu kamen und von Gott in ihrer Seele erfrischt wurden. Die ersten Beter des ersten Psalms lebten am Rand der Wüste. Für sie ist das Bild vom Baum an dem immer fließenden Wasserlauf ein Ausdruck von frischem, kraftvollen Leben an einem Ort, der von der lebensbedrohenden Trockenheit ausgenommen ist. Ein Mensch, der für sein Leben solche Orte kennt und nutzt, wird einfach ein zutiefst glücklicher und geborgener Mensch sein können, auch wenn er am Rand der Wüste lebt. Wüsten gibt es nicht nur aus Sand, Geröll, sengender Sonne und bitterkalten Nächten. Da sind Beziehungswüsten in denen kein lebensermutigendes Wort von einem zum andern fließt. Oder denken wir an die Wüstenzeiten von Menschen, die total ausgebrannt sind vor lauter Überforderung. Für alle solche „Seelenwüsten“ gilt das Wort vom belebenden Wasser.
Jesus rief und sprach:
Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Joh. 7, 37
Eingeladen sind alle, die bereit sind, sich Jesus zu öffnen und in persönlicher Verbindung mit ihm zu leben. Es mag sein, dass so manches an Beziehungshindernissen zur Seite geräumt werden muss, damit das lebendige Wasser wieder sprudelt. Wie der Baum seine Lebenskraft aus dem Verwurzeltsein am Wasser bezieht, so lädt Gott uns ein, in einer beständigen Beziehung mit ihm zu leben, in der nichts ausgeschlossen werden braucht.
Gott hält auch weiterhin sein Wohlwollen und die Lebenskraft in seinem Versöhnungsangebot bereit. Wir Menschen sind eingeladen, einander dorthin zu begleiten und miteinander von dieser Quelle zu trinken.
Ehrenfried Reichert